Servus, ich bin der Pascha

 

Etwas zum Nachdenken, bevor Sie einen Welpen beim Züchter kaufen.

"Servus, ich bin der Pascha", steht auf dem Schild am Zwinger. Hinter dem Gitter sitzt ein schwarzer Wuschelbär mit grauer Schnauze. Ganz ruhig sitzt er da, schaut mich an. Ganz leicht neigt er den Kopf, und ich habe das Gefühl, er taxiert mich. Resigniert, abwartend - so kommt es mir vor.

Als ich die Beschreibung ganz lese, begreife ich. Pascha ist 8 1/2 Jahre alt. 8 Jahre davon verbrachte er hier im Tierheim. Als junger Hund, erst einige Monate alt, wurde er abgegeben, weil er "bissig" war. Im Tierheim hat er nie gebissen, konnte ich lesen. Er brummelt hin und wieder, das machen die meisten Menschen, die ich kenne, auch.

Pascha hat eine Freundin, die ihn regelmäßig im Tierheim besucht und mit ihm Gassi geht, die ihn bürstet und streichelt. Stundenlang streifen die beiden am Donauufer entlang. Jeden Sonntag ! Pascha wartet auf die Sonntage. Außer seiner Freundin und dem Tierheim-Personal fragt niemand nach ihm. Er hat sich sein Leben eingerichtet und wartet auf Sonntag.

Sonntag: Pascha und seine Freundin gehen spazieren, wie jeden Sonntag. Er bekommt seine Streicheleinheiten und Leckerchen.

Montag: Pascha ist müde, er mag nicht so recht fressen. Fieber hat er nicht und auch sonst war alles normal.

Dienstag: Pascha frisst nicht mehr, liegt nur noch, die Körpertemperatur fällt. Er wird in die Tierklinik gebracht. Der Herzschlag ist nur ganz dumpf zu vernehmen. Die Röntgenaufnahme gibt Gewissheit. Pascha hat einen bösartigen Tumor an der rechten Herzkammer, der Tumor ist geplatzt, es gibt keine Rettung mehr. In den Armen der Menschen, die ihn jeden Tag pflegten, schlief er ein, für immer.

Zurück blieb sein Halsband, eine große Trauer, viele Tränen und eine rote Rose an seinem Zwinger von seiner Freundin. Es sah so aus, als hätte er nur gewartet, um seinen letzten Sonntag zu genießen. Eine Frage drängt sich immer wieder in den Vordergrund: Warum hatte er keine Chance zu beweisen, welch ein prachtvoller Kerl er war? Hatte er nicht auch das Recht auf eine liebevolle Familie? Warum gab ihm keiner die Chance?

Für Pascha ist es nun zu spät, aber es gibt noch so viele andere wie ihn. Warum muss es immer der niedliche kleine Troll nebenan sein? Und warum ist es noch immer so selbstverständlich, sich einen Welpen beim Züchter zu kaufen? Warum denken so wenig Menschen an die Vergessenen, Abgeschobenen, Ausgesetzten, Verlassenen? An die vielen guten Hunde im Tierheim, die Jahr ein, Jahr aus vergeblich auf ein Zuhause warten, traurig, einsam, und dennoch immer noch ein kleines Fünkchen Hoffnung haben - denn die stirbt zuletzt.

Nachruf für Pascha:
Leb wohl alter Freund, wir sehen uns wieder, wenn es uns gestattet ist, dorthin zu gehen, wo die Guten warten. Bis dahin werden wir dich nicht vergessen und immer mit einem liebevollen Gedanken bei Dir sein. Wir vermissen Dich hier, doch wir hoffen, dass Dein Schicksal den einen oder anderen Menschen aufrüttelt, und einem Deiner Kumpel eine Chance gibt.

Von einer lieben Tierfreundin:
Quelle: www.tierheim-muenchen.com