Eingewöhnung einer zurückhaltenden oder scheuen Katze

Katzenkinder, die in Ihren ersten Lebenswochen (bis zur achten Woche) ohne menschlichen Kontakt aufgewachsen sind, sind häufig noch ausgesprochen scheu und manchmal richtig wild. Und solche Katzen sind leider nicht selten. Aber mit ein bisschen Geduld wird fast jede Kratzbürste zur Schmusekatze.

Wenn Sie sich entschieden haben, einer wilden Katze ein Zuhause zu geben, können wir Sie nur beglückwünschen. Wenn Sie bereit sind, ein wenig Geduld, ein bisschen Arbeit und ganz viel Liebe zu investieren, erlangen Sie das Vertrauen und die Liebe dieser Katze und haben somit den treuesten und anhänglichsten Gefährten, den Sie sich vorstellen können.

Sicher werden Sie es mit einer ganz jungen Katze ein wenig einfacher haben, als mit einem älteren Tier. Aber glauben Sie nicht, dass Sie mit einer wenigen Wochen alten, wilden Katze ein leichtes Spiel haben werden. So klein sie auch sind, können sie trotzdem schon wild fauchen, spucken, beißen und kratzen. Also scheuen Sie sich auch nicht, wenn die Katze schon älter ist.

Vorbereitungen

Wenn Sie es planen können, sollten Sie sich überlegen, welchen Raum Sie der Katze zunächst zur Verfügung stellen können. Sie sollten sie nicht sofort in der ganzen Wohnung herumlaufen lassen. Das Tier wird sich zunächst verkriechen wollen und diesen Platz sollten Sie vorher aussuchen. Es kann unter einem Bett oder unter/auf einem Schrank sein. Auf jeden Fall ein Platz, wo die Katze sich sicher fühlt, aber trotzdem auch von Ihnen beobachtet werden kann. Alle anderen Nischen und Ecken, wo sie sich verkriechen könnte, Sie sie aber nicht mehr sehen können, sollten Sie blockieren, zustellen, abdichten. Unterschätzen Sie nicht die Gelenkigkeit einer Katze. Sie kann sich durch Ritzen zwängen, die Ihnen nicht einmal im Traum einfallen würden. Also alles gut überdenken.

Die Ankunft

Wenn die Katze einzieht, gönnen Sie ihr auf jeden Fall einen Tag Ruhe. Sie sollten ihr Katzenklo und die Futternäpfe an ihren Zufluchtsort stellen, so dass sie diese sieht und schnell erreichen kann. Gehen Sie hin und wieder zu ihr hin, sprechen Sie beruhigend mit ihr und nennen sie bei ihrem Namen. Aber lassen Sie das Tier ansonsten erst mal verschnaufen, denn es ist aufgeregt und verängstigt und muss erst einmal zur Ruhe kommen.

Wie es weitergeht

In den nächsten Tagen (die Katze wird sich immer noch verkriechen und höchstens in der Nacht das Klo benutzen und fressen) sollten Sie damit beginnen, Kontakt aufzunehmen. Halten Sie sich viel in dem Raum auf, sprechen Sie mit ihr und nennen Sie Ihre Katze immer wieder beim Namen. Aber gehen Sie dabei ganz ruhig vor. Wenn möglich, setzen Sie sich so hin, dass die Katze Sie beobachten kann, lesen Sie z.B. ein Buch. Hin und wieder schauen Sie auf, sprechen ein wenig mit ihr, blinzeln Ihr zu (das heißt in der Katzensprache: ich bin friedlich und freundlich) und vertiefen sich wieder in Ihre Lektüre. Starren Sie die Katze nicht ständig an und vermeiden Sie direkten Augenkontakt (auch wenn es schwer fällt, denn sie ist ja schön und Sie wollen sie ja betrachten), denn dann würde sie sich unbehaglich fühlen und vielleicht sogar Angriffslust vermuten. Servieren Sie ihr ruhig zwischendurch einen besonderen Leckerbissen, z.B. warmes, duftendes Hähnchen oder ein Häppchen Thunfisch. Die Katze wird diesen leckeren, verlockenden Duft und den leckeren Happen (auch wenn sie ihn erst frisst, wenn Sie den Raum verlassen) mit einem angenehmen Gefühl für Sie in Zusammenhang bringen. Das sollten Sie einige Tage so machen und es wäre gut wenn Sie einen gleichmäßigen Tagesablauf einrichten könnten, denn Katzen lieben Routine und Regelmäßigkeiten, das gibt ihnen Sicherheit. Gut wäre, wenn Sie in dem Raum auch mal schlafen könnten. Nichts beruhigt eine Katze mehr, als die gleichmäßigen, ruhigen Atemzüge eines schlafenden Menschen. Katzen lieben es generell, mit ihrem Menschen ein Nickerchen zu machen. Wenn die Katze dann ihr Versteck mal verlässt, dürfen Sie nichts überstürzen und müssen sich ganz ruhig verhalten. Sie werden sehen, dass Sie bald erste Fortschritte machen: Guckt sie nicht mehr so ängstlich? Liegt sie entspannter? Putzt sie sich in Ihrem Beisein? Das alles sind schon große Fortschritte.

Spieltherapie

Wenn Sie Ihrer Katze noch ein wenig mehr auf die "Sprünge helfen" wollen, sollten Sie anfangen mit ihr zu spielen. Eine junge Katze wird recht schnell darauf reagieren, eine ältere wird etwas länger brauchen und muss das Spielen unter Umständen erst wieder lernen. Da heißt es dann wieder Geduld haben und nicht so schnell aufgeben! Ein animierendes Spielzeug sind Spielangeln oder Federwedel. Ziehen Sie diese vor Ihrer Katze her und wenn sie mutiger wird, in Ihre Richtung. Lassen Sie sie ruhig mal über Ihre Beine laufen. Ihre Katze wird sich zuerst vor sich selber erschrecken, wenn sie Sie das erste Mal berührt hat, aber dann wird sie mutiger werden, wenn sie merkt, dass Sie die Situation nicht ausnutzen und sie fangen wollen.

Schön wäre, wenn Sie diese Spielstündchen immer zum gleichen Zeitpunkt abhalten könnten, z.B. immer abends vor dem Schlafengehen oder immer vor dem Mittagessen...... Sie werden sehen, dass Ihre Katze schon nach ein paar Tagen darauf warten wird, dass es losgeht. Dieses spezielle Spielzeug sollten Sie danach auch immer wieder wegpacken, so bleibt es spannend und interessant. Außerdem sollte das Spiel immer mit einem Erfolgserlebnis für ihre Katze enden, d.h. zum Schluss muss sie die Beute auf jeden Fall gefangen haben. Danach ein Leckerchen rundet die ganze Sache ab.

Die Eingewöhnung

Wenn Ihre Katze beginnt, auch in Ihrem Beisein ihr Versteck zu verlassen, um sich vorsichtig umzusehen oder zu fressen, können Sie langsam daran denken, ihr auch den Rest der Wohnung oder des Hauses zur Verfügung zu stellen. Anfangs wird sie immer noch fluchtbereit sein, also lassen Sie ihr das vertraute Versteck immer noch zugänglich. Wenn Sie die Möglichkeit haben, zeigen Sie ihr nicht alles auf einmal, sondern Raum für Raum. Dann können Sie auch das Katzenklo und die Fressnäpfe an die dafür vorgesehen Plätze stellen, aber so, dass sie es mitbekommt. Ein Ersatzklo sollten Sie vorerst aber noch am Versteck stehen lassen. Beachten Sie auch, dass Katzen nicht gerne dort trinken, wo sie auch fressen. Es ist immer günstig, den Wassernapf an einer anderen Stelle zu platzieren. Es kann einige Tage, ein paar Wochen oder auch mal Monate dauern, bis Ihre Katze soweit Vertrauen gefasst hat, dass sie sich anfassen lässt. Überstürzen Sie nichts und versuchen Sie nicht nach ihr zu greifen! Wenn sie soweit ist, werden Sie es merken - und versprochen: Den Tag, an dem Sie Ihre Katze zum ersten mal ganz zart mit einem Finger berühren und ihr vielleicht sogar vorsichtig übers Köpfchen streichen dürfen, werden Sie nie wieder vergessen!!! Und Ihre Mühe wird mit der bedingungslosen Freundschaft, dem Vertrauen und der Liebe Ihrer Katze zu Ihnen tausendfach belohnt werden!

Diese Beschreibung gilt in der Regel für eine wirklich wilde oder total scheue Katze. Wenn das Tier nicht so scheu ist, sich nur nicht anfassen lässt, können Sie es eher schon durch die Wohnung laufen lassen. Wenn Sie bereits eine Katze haben, wird sich Ihr Wildling von ihr auch einiges abgucken und lernen. Das ist immer hilfreich. Schön wäre natürlich, wenn Sie Ihrer Katze eine Urlaubswoche zur Eingewöhnung widmen könnten, dann können Sie natürlich die o.g. Tipps in Ihren normalen Tagesablauf einbauen.